Wir waren dann mal weg…

Hier geht’s zum Tagebuch


.

Tag 16 - 22.06.2014: Santiago de Compostela - Madrid

22. Juni 2014
16. Tag
Santiago de Compostela


Guten Moooooooorgen!
Wir sind rammdösig und ungeduldig. Alles was wir jetzt noch machen, wären Verzweiflungstaten, denn wir wollen nach Hause! Was macht man also wenn man in Santiago de Compostela ist, allerdings kein Pilger mehr ist, keine Souvenirläden mehr sehen kann und nicht weiß wohin mit sich, da der Zug erst am Abend geht: saufen?! Nein, Geocaching! Der Plan stand, wir gehen bis zum Abend geocachen, und schauen uns somit gleich die Stadt außerhalb des Trubels an. Um 14:00 Uhr hatten wir noch ein Cacher-Event vor der Kathedrale geplant und freuten uns nun auf den Tag, denn wir hatten nicht nur ein Ziel, sondern viele. Ich freue mich auf den Tag. Also bis später…

Nun sitze ich wieder in der Kathedrale. Mittlerweile ist es Abend und in wenigen Minuten beginnt die Messe. Der Tag war wirklich toll. Das Wetter war wie immer herrlich und durch das Geocachen haben wir viele Orte innerhalb der Stadt gesehen, die man ansonsten als Pilger nicht unbedingt aufsuchen würde. Um 14:00 Uhr trafen wir uns dann vor der Kathedrale mit anderen Geocacher. Es war ein kleines „Meet & Greet“, mit zwei Tschechen, einem Cacher aus Santiago mit seiner Tochter und … Gerd! Wir hatten Gerd von dem Event erzählt und so hat er es sich nicht nehmen lassen, sich mit uns vor seiner Abreise nochmal zu treffen. Wir führten ein paar „Fachgespräche“ und machten Fotos, bevor wir uns nach einer halben Stunde voneinander verabschiedeten.

Ich glaube man kann jetzt langsam beginnen, einen Teil der Reise Revue passieren zu lassen. Deshalb möchte ich hier einfach nochmal in loser Reihenfolge ein wenig über die Orte schreiben, in den wir übernachtet haben und auch ein wenig über die Herbergen. Man hat als Pilger ja nur einen kurzen Einblick in die Städte und kann nicht wirklich objektiv urteilen. Deshalb hierzu auch nur ein ganz kurzer Abriss meiner Eindrücke. Jeder empfindet da sicherlich anders.

Leon
Eine schöne und große Stadt, in der das Leben pulsiert. Mittelpunkt aus Sicht der Pilger, ist natürlich die Kathedrale.
Übernachtung: Hotel Boccalino, Doppelzimmer, 31,00 € mit Frühstück. Nettes Hotel, mit Frühstück im gegenüber liegenden Restaurant.



Astorga
In Astorga dreht sich aus Pilgersicht auch alles um die Kathedrale und natürlich den Bischoffs-Palast von Gaudi. Er vermittelt der Stadt ein bisschen Disneyland-Charme, mitten in Spanien.
Herberge: Albergue de peregrinos „Siervas de María“, 2-12 Betten pro Zimmer, Gesamtkapazität: 156 Betten, 5,00 € pro Person. Sauber, ordentlich, gut!






Foncebadon
Zu Kerkelings´s Pilgerzeit noch ein Geisterdorf. Mittlerweile drei Herbergen, ein Shop und ein offizieller Einwohner. Viele Ruinen der ehemaligen Wohnhäuser. Sehr interessant.
Herberge: „Domus Dei“, eine 500 Jahre alte Kirche, 1 Schlafraum mit 18 Betten, zusätzlicher Platz für Matratzen. Auf Spendenbasis, incl. gemeinsamen Abendessen und Frühstück. Tolle Atmosphäre!





Cruz de Ferro
Muss man sehen, erleben und spüren! Das Kreuz steht auf dem, nach den Pyrenäen, höchsten Punkt des Camino Frances, und das wohl schon seit einigen hundert Jahren.






Ponferrada
Die Templerstadt. Hier dreht sich alles um die hunderte Jahre alte Templerburg und die Pilger. Die Burg entstand im 12. Jahrhundert, als die Tempelritter die Pilger auf Ihrer Reise nach Santiago schützten.
Herberge: Kirchliche Pilgerherberge "San Nicolás de Flüe". Kapazität 186 Plätze in drei großen Schlafsälen. Bei Bedarf Aufstockung in den anderen Räumen. Übernachtung auf Spendenbasis. Sehr gute sanitäre Anlagen und ein schönes Außengelände.





Villafranca de Bierzo
Eine kleine Stadt, kurz bevor der „Douro“ beginnt. Berühmt geworden durch die kleine Kapelle „Iglesia de Santiago“. Im Heiligen Jahr erhalten Pilger, die das Nordportal durchschreiten, den gleichen Ablass wie in Santiago. Früher wie auch heute, wird/wurde diese Möglichkeit von Pilgern genutzt, die den Weg nicht zu Ende bringen könnten.

Herberge: Natürlich „Ave Fenix“ von Jesu Yato. Eine Institution auf dem Weg. Die Herberge verändert sich ständig. 80 Schlafplätze in verschiedenen Räumen, für 5,00 €. Wer am Abend das Pilgermenü möchte ist nochmal mit rund 10,00 € dabei. Eine Übernachtung lohnt sich auf jeden Fall! 




La Faba
Place to be! Ein kleines Dorf mit weniger als 20 Einwohnern, einer Bar, keinem Shop und eben der Herberge La Faba, der Stuttgarter Pilgergesellschaft, mit einer eigenen kleinen Kirche auf dem Gelände..
Herberge: „La Faba“ – der Stuttgarter Pilgergesellschaft. 66 Betten in verschiedenen Räumen. Sehr saubere und neue Einrichtung mit großzügiger Sanitäreinrichtung, Waschplätzen etc.. 5,00 € pro Nacht und gegen eine kleine Spende gibt es morgens auch ein Pilgerfrühstück. Absolut toll, ohne jedes „Wenn und Aber“!




O Cebreiro
Die Belohnung nach dem Aufstieg. Das kleine, keltisch anmutende Dorf, beherbergt in seiner Kirche den berühmten Heilige Gral Galiciens.










Triacastela
Der Ort selbst ist nett und übersichtlich. Erwähnenswert ist die kleine Kirche mit dem sehr originellen Pilgergottesdienst.
Herberge: Albergue Aitzenea. Ich fand sie jetzt nicht so sehr schön, deshalb würde ich sie gerne als zweckmäßig bezeichnen. Es ist eine private Herberge, mit relativ kleinen und etwas dunklen Räumen. Dadurch wirkt es so, als wenn man versucht die maximale Bettenzahl zu erreichen. Die Sanitäranlagen sind knapp aber ordentlich. Ein Platz zum Trocknen der Wäsche zu finden war schwer. 8,00 € pro Person.



Sarria

Das Tor nach Santiago. Ab hier sind es noch 112 km, also etwas mehr als die „Pflichentfernung“. Viele der Wochenend- und Kurzpilger starten hier und dementsprechend voll ist es auch. Von der Stadt selbst haben wir nicht zu viel mitbekommen, da wir am Ortseingang übernachtet haben.
Herberge: Albergue A Pedra. 15 Betten schönen hellen Zimmern. Eher schon Hotel-Charakter. Wir hatten ein Vier-Bett-Zimmer. Sehr schöner und gepflegter Garten. Neue und gepflegte Sanitäranlagen. Zur Herberge gehört ein Restaurant mit sehr gutem Abendessen. ÜN 10,00 € zuzgl. Abendessen wenn man möchte. Lohnt sich!


Portomarin
Die neue Stadt am Stausee, und die alte im Stausee. Durch die Erschließung des Stausees, wurde „Alt-Portomarin“, das ursprünglich im Tal lag, auf den Berg umgesiedelt. Unter anderem wurde auch die Kirche komplett abgebaut und auf dem Berg 1:1 wieder aufgebaut. Um das zu schaffen, wurden vorher alle Steine der Kirche nummeriert, was man noch heute an den kirchenwänden erkennen kann.
Herberge: Albergue de peregrinos de Portomarín. 114 Betten verteilt auf diverse Schlafsäle mit Kapazitäten bis 40 Personen. Solch einen hatten auch wir. Eng aber OK! Sehr ordentliche und reichliche Sanitäranlagen. Großer Aufenthaltsbereich. 6,00 € pro Person.


Palas de Rei
Um 1940 hatte der Ort noch 13000 Einwohner. Heute nur noch rund 3500, was sich auch durch viel Leerstand bemerkbar macht. Viel vom Ort haben wir nicht gesehen, da wir uns an dem Tag nur im Nahbereich der Herberge bewegt haben.
Herberge: Albergue de peregrinos de Palas de Rei. 60 Zimmer in 5 Räumen, über mehrere Etagen verteilt. Große Küche. An den meisten der Zimmer sind eigene Sanitäranlagen angeschlossen. 6,00 € pro Nacht.


Ribadiso
9 Einwohner verteilt auf verschiedene Ortsteile verteilt. Ursprünglich gab es an der Stelle der großen Pilgerherberge, bereits im 15. Jahrhundert eine Herberge, die nun in dem 1990ern wieder aufgebaut wurde.
Herberge: Albergue de peregrinos de Ribadixo da Baixo. Ein Traum! Direkt am Fluss gelegen, der zwar sehr flach ist, sich aber trotzdem zum Baden eignet. Auf dem großzügigen Gelände, gibt es mehrere Gebäude, in den sich Schlafräume, Sanitäranlagen, Aufenthaltsraum, Küche und Rezeption befinden. Alles recht modern, sauber und ordentlich. Ein Erlebnis! 70 Schlafplätze in drei Häusern. 6,00 € pro Person.

Pedrouzo
Kurz vor dem Ziel, kann man in diesem Ort nochmal Kraft sammeln. Der Ort Pedrouzo ist in mehrere kleinere Gemeinden gesplittet. Unsere Herberge befand sich im Stadteil „O Pino“. Es gibt viele kleine Bars, Restaurants und Shop, entlang der Hauptstraße.
Herberge: Albergue Camino Santiago. 120 Betten in Schlafnischen, in vier doch großzügigen Räumen. Gut ausgestattete Küche und ordentliche Sanitäranlagen.

 Monte de Gozo
Einwohner: 0. Aber 3000 Betten für Pilger. Monte de Gozo gehört zu dem kleinen Ort San Marcos, kurz vor Santiago. Die 3000 Betten gehören zu einem riesigen herbergskomplex, der anläßlich der Heiligen Jahres 1993 erbaut, um die Pilgerströme aufnehmen zu können. Des Weiteren befindet sich dort das große Pilgerdenkmal mit Blick auf Santiago de Compostela und das Papstdenkmal, welches anlässlich des Besuchs von Papst Johannes Paul II. 1982 erbaut wurde.

Santiago de Compostela
Am Ziel, gibt es reichlich Herbergen. Zur Stadt selbst brauche ich hier wohl nichts mehr zu schreiben. Erwähnt sei vielleicht noch die Einwohnerzahl, mit 95.000. Knapp 90% der Beschäftigten arbeiten im Dienstleistungsgewerbe, was bei einer „Besucherzahl“ von rund 250.00 pro Jahr, auch nicht verwunderlich ist.
Herberge: Albergue Santo Santiago, 38 Betten in vier Räumen. Die Schlafräume sind ständig verdunkelt, was aber nicht weiter stört. Der Aufenthaltsbereich ist relativ klein, was aber ausreichend ist, da die Gäste meistens den ganzen Tag im Zentrum sind. Die Sanitäranlagen sind sauber, ordentlich und haben ausreichend Fläche. 10,00 € pro Person.


 Kap Finisterre / Fisterra
Ein bisschen Warnemünde. Der Ort hat knapp 5000 Einwohner und liegt in einer Bucht, direkt am Atlantik. Hat man den Aufstieg zum Kap absolviert befindet man sich auf rund 120 Metern Höhe, wo der „Null-km-Stein“ steht, und hat vom „Faro de Fisterra“, dem Leuchtturm, einen herrlichen Blick auf den Atlantik. Spätestens dort versteht man, warum die Menschen früher dachten, dies sei das Ende der Welt. Allabendlich sitzen oben auf den Felsen die Pilger und feiern Ihre Ankunft. Traditionell verbrennen einige von ihnen, in einer der vielen Feuerstellen zwischen den Felsen, einen Teil Ihrer Pilgerkleidung.


Jetzt mache ich erst mal Schluss, denn der Gottesdienst beginnt.

Um 20:30 Uhr haben wir die Messe verlassen müssen, denn wir mussten noch unsere Rucksäcke holen und dann zum Bahnhof. Die Messe war wie immer sehr schön. Es war die offizielle Fronleichnams-Messe und dementsprechend feierlich. Gut 20 Priester und Messdiener, sowie der Erzbischoff, zelebrierten die Messe. Auch der Botafumeiro wurde wieder geschwungen. Somit hatten wir diesen dann das dritte Mal gesehen. Die Kirche war wie immer bis auf den letzten Platz gefüllt und viele mussten zusätzlich stehen. Was ich störend fand, war das während der Messe die touristischen Führungen in der Kirche weitergingen. Das nahm dem Ganzen etwas Würde.
Als wir die Kirche verließen musste alles dann etwas schneller gehen, denn es war schon kurz vor 21:00 Uhr. Auf dem Weg zum Bahnhof nahmen wir noch einen letzten Geocache mit. Dort angekommen, gab es noch einen Kaffee, bevor wir dann in unseren Nachtzug nach Madrid stiegen.
Jetzt habe ich mir im Zug, aus den Resten vom Vortag, noch ein kleines kaltes Buffet gezaubert. Selig und satt, glücklich das es nach Hause geht und doch wehmütig das es zu Ende ist, werde ich jetzt ein paar Stunden schlafen und dann morgen früh in Madrid sein.

Gute Nacht!


Fazit des Tages: „Alles hat ein Ende“




Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.