Wir waren dann mal weg…

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Teil 1: Mise en place ist alles - Die Vorbereitung

Teil 1:

Mise en place ist Alles - Die Vorbereitung


Irgendwann zwischen 1990 und 2000

Erste Kontakte mit dem „Weg“. Jakobsweg?! Das klingt interessant. Was ist das? Warum laufen die Menschen dort lang? Warum laufen die Menschen alle in die gleiche Richtung und alle mit dem gleichen Ziel?


2006 – Das Buch

Wie jetzt? Der Kerkeling ist gepilgert? Auf dem Jakobsweg? Vor fünf Jahren? Jetzt ein Buch? Muss ich haben! Gesagt, getan! Und sofort gelesen. Er schreibt von schönen Landschaften, anstrengenden Auf- und Abstiegen, von den Menschen die er kennenlernt und von dem „Etwas“, was der Weg hat.
Irgendwann, irgendwann will ich das auch mal machen. Aber woher die Zeit nehmen?


August 2013 – Die Idee

Ein Samstag-Abend irgendwo in Sachsen-Anhalt, irgendwo in Dessau, irgendwo bei mir im Garten.
Ein Dialog bei Spareribs und Bier:
„Irgendwann, irgendwann mal, irgendwann will ich mal auf dem Jakobsweg nach Santiago de Compostela. Ich will einfach wissen, warum dort so viele Menschen hin pilgern. Irgendwas muss dieser Weg haben. Warum? Dieses >Warum< interessiert mich einfach!“
„Ich komm mit!“
„Ja, lass es uns machen!“
Haben wir Zeit? Eigentlich nicht. Aber es müssen ja nicht gleich sechs Wochen und die „Kerkeling-Strecke“ sein, vielleicht reicht ja auch ein Teilstück, denn das Ziel ist dasselbe und das „Warum“ auch.


Wir – Zwei Männer, ein Weg, ein Ziel

Tilo: Sportlich, durchtrainiert, Marathonläufer, Familienvater, Ehemann, Nichtraucher, diszipliniert, ordentlich
Ich:   Unsportlich, wenig trainiert, Familienvater, Ehemann, aktiver Raucher,
Früher hatte ich einen Six-Pack. Steht mir aber nicht, deswegen habe ich es gelassen.
Zielorientiert. Wenn ich etwas schaffen will, dann schaffe ich es auch! Ohne Kompromisse!


12. September 2013 – Gebucht!

Es gibt kein Zurück mehr, denn die Flüge sind gebucht!
Start ab Leon, am Pfingstwochenende 2014.
17 Tage und davon 15 Lauftage.


September 2013 bis Mai 2014 – Die Vorbereitung

So eine Reise will geplant werden. Also jetzt erst mal nach Informationsquellen suchen und dann Input! Facebook, Internetforen, Erfahrungsberichte und Bücher. Ich sauge alle Informationen regelrecht in mich auf. Was brauchen wir an Gepäck? Wie groß muss der Rucksack sein? Wie lang ist eine Etappe? Wo werden wir schlafen, was werden wir essen?
Sind wir fit genug? JA! Welch Frage! He, wir sind erst Anfang 40! Besser geht’s nicht!

Rucksack? Wie groß? Groß! 70L mindestens! Bei dem was alles mit muss:
7 Paar Socken, 7 Unterhosen, ne Menge Shirts…..
Und was ist bei rausgekommen:
2 Unterhosen und eine am Leib.
2 Shirts und eins am Leib.
2 Paar Socken und davon eins an!
Und so weiter und so fort.
Und da war dann schon eine Menge Luxus mit dabei!
Sämtliche Pflaster und die Regensachen haben wir zum Beispiel nicht gebraucht, sollte man aber dabei haben. Das Hirschtalg dagegen, war zum Schluss fast leer. ;-)



Letztendlich sah die Packliste dann so aus und passte locker in einen 40L-Rucksack:



Routenplanung

Irgendwann ging es auch an die Routenplanung. Eigentlich, aber das würde ich auf Partys nicht laut sagen, habe ich vom ersten Tag an geplant. Gut, viel zu planen gibt es da ja nicht, denn der Weg ist ja da. Aber wie weit kommen wir am Tag? 20 km? 25 km? Keine Ahnung! Wie kommen wir von Madrid nach Leon und wie kommen wir von Santiago wieder zurück nach Madrid? Mit dem Bus? Mit dem Zug? Die Zeiten standen ja fest, da wir die Flugtickets schon hatten. Also erst mal die An- und Abreise zu Ende planen und dann die Etappen. Das lief auch alles ganz gut. Nur mit dem Zug von Santiago zurück nach Madrid wurde es eine Last-Minute-Buchung, da die Spanier es mit Ihren Fahrplänen nicht so eng sehen und die Nachtzüge erst zwei Wochen vor unserer Abreise feststanden. Für einen „Planer“ wie mich die Hölle! Die Etappenplanung lief dann gut. Es gab drei Varianten, die 15, 14 und 13 Lauftage vorsahen. Ziel war es, es nicht zu übertreiben und die Auf- und Abstiege mit manchmal 1000 Höhenmetern etwas zu „entspannen“. Die ersten Kilometer waren von Anfang an, als Busetappe geplant, um das Industriegebiet von Leon zu überspringen. Irgendwann träumte ich nachts schon von den Etappen. Ich kannte den Plan mittlerweile fast auswendig und hatte bald das Gefühl schon zu wissen, an welcher Ecke man wo abbiegen muss. 



Das die Kilometerangaben der Planungsseiten nicht genau sind, und jede abweichende Angaben zur Entfernung macht und da jeder Pilger doch für sich entscheidet, ob er sich in den Orten das eine oder andere noch anschaut und sowieso letztendlich alles ganz anders kommen sollte als geplant, hätte mir auch gleich klar sein müssen. Letztendlich waren es genau 311 gelaufene Kilometer und …. Lauftage. ;-) Und so sah der Plan dann aus:


Geocaching

Und Geocaching? Das muss jawohl auch noch sein. Und so veranstalteten wie ein Woche vor unserer Abreise ein kleines „Wir sind dann mal weg“-Event mit unseren Familien und guten Freunden. Es war ein wunderbarer Abend mitten im Stadtpark von Dessau mit vielen Gesprächen und leckerem Essen vom Geo-Caterer.
Für die Tour waren dann zwei weitere Events geplant, eines für den Start in Leon und eines zum Abschluss in Santiago geplant. Ansonsten sollte es eine entspannte “One-Cache-a-day-keeps-the-doctor-away“-Tour werden.

Ein gemeinsamer Probelauf muss natürlich auch sein. Ich hatte im Frühjahr schon mal eine Runde über 25 km gedreht. Es lief besser als erwartet, trotz einem Rucksack mit mächtig Übergepäck. Gemeinsam sind wir aber auch nochmal gelaufen. Dort konnten wir dann gleichzeitig noch ein paar Geocaches mitnehmen, die wir schon länger auf der Liste hatten. Nach gut acht Stunden und über 25 km waren wir zurück. Und was soll ich sagen: Autsch! Ich habe ein Woche lang gelitten. Es ist unwahrscheinlich anstrengend, wenn man versucht über eine lange Distanz nebeneinander zu laufen. Also, jeder läuft in seinem Tempo. Das Ziel ist eh dasselbe.

Unsere Pilgerpässe kamen bereits im Februar. Jetzt hatten wir also auch das Utensil, was uns letztendlich aus Pilger ausweist. Den Pilgerpass benötigt man um Zugang zu den offiziellen Pilgerherbergen zu bekommen und, um täglich mindestens eine Stempel zu bekommen. Diese Stempel gelten später als Nachweis, dass man mindestens die letzten 100km zu Fuß, oder die letzten 200 km per Fahrrad, Pferd oder Esel zurückgelegt hat. Nur mit diesem Nachweis erhält man in Santiago die begehrte Compostela.

Budget… Na klar muss man auch über die Kosten nachdenken. Wir haben uns ein festes Budget von 1,50 € pro gelaufenen Kilometer gesetzt. Knapp, aber realistisch. Wenn man nur von den Versorgungs- und Übernachtungskosten ausgeht, hat es super gereicht. Letztendlich wurden es aber zum Schluss 100,00 € mehr, da wir uns doch ein paar Boni gegönnt haben. Somit hatten wir eine Vor-Ort-Verbrauch in Höhe von rund 550,00 €.


Der Weg der Steine

Laufen wir eigentlich nur für uns, oder wollen wir nicht vielleicht auch etwas Gutes tun und vielleicht den Weg auch für Andere gehen. Und wäre das überhaupt irgendwie möglich? Ja, das sollte doch irgendwie gehen.
Und so entstand „Der Weg der Steine“.
Zitat aus unserem Blog:
„Wir laufen den Jakobsweg aber nicht nur für uns, sondern auch für einen guten Zweck.
Unser Trip wird natürlich zu 100% von uns selbst finanziert. Der "Spendenlauf" wird parallel von verschiedenen Medien verbreitet werden. Sollten dadurch Gelder zusammenkommen, so fließen diese 1:1 in unsere Projekte.
Aber den eigentlichen Teil finanzieren wir selbst, durch eine kleine Transportaufgabe.
Auf unserem Weg, kommen wir unter anderem an der höchsten Stelle des Camino Frances, dem "Cruz de Ferro" vorbei. An diesem Punkt, steht auf einem mehrere Meter hohen Baumstamm, ein kleines eisernes Kreuz. Und dieser Stamm wiederum steht auf einem großen Haufen kleiner Steine. Seit Jahrhunderten wächst dieser Steinhaufen, da es Tradition ist, dass jeder Pilger dort einen Stein ablegt und damit seine Sorgen und Sünden. Nun ist es nicht jedem möglich, dieses selbst zu tun, sei es aus gesundheitlichen, Kosten-, Alters- oder anderen Gründen. Deshalb haben wir uns gedacht, wir transportieren Steine für andere! Jeder hat somit die Möglichkeit, uns seine "Sorgen" mitzugeben und wir legen diese für Ihn dort ab. Es kann ein einfacher Stein sein, er kann auch bemalt oder beschriftet sein. Gerne kann er auch verpackt sein oder es kann ein Brief sein. Wie auch immer, wir transportieren! Und dann, dann kommt die klitzekleine Transportgebühr von 1,00 € pro Gramm. Und diese ergibt dann eine Spende.
Jeder von uns hat, das möchte ich dazu sagen, bereits einer Handvoll Leuten den kostenlosen Transport angeboten und wir diesen noch anbieten, was daran liegt, dass diese Menschen uns auf besondere Art und Weise am Herzen liegen. Wer damit gemeint ist, weiß es spätestens jetzt, da wir diese Menschen lediglich gebeten haben, uns bis zu unserer Abreise die Steine zu bringen. Wenn wir Euch also auffordern/bitten, uns einen Stein zu bringen, denkt nicht weiter drüber nach und macht es einfach!
Der Erlös aus diesem Spendenlauf geht an drei soziale Projekte. So es klappt, ist das amerikanische „Tutu-Projekt“ dabei, dass sich um den Frauen kümmert, die an Brustkrebs erkrankt sind. Hinzu kommt das Anhalt-Hospiz in Dessau und die deutsche Krebshilfe.“
Letztendlich haben wir aus der „1€ je Gramm-Variante“ eine Obolus gemacht und es sind dann eine Menge Steine und Euros zusammengekommen. Aber dazu später mehr.


Juni 2014 - Das Wochenende vor Pfingsten - Noch eine knappe Woche
Wir grillen nochmal zusammen, so wie wir es getan habe, als wir die Entscheidung gefällt haben, den „Weg“ zu gehen.
Die Spannung steigt langsam. Haben wir alles? Rucksack nochmal ausgepackt und wieder eingepackt. Nochmal alles sortiert, Kopien der Papiere gemacht, Tickets gecheckt und den Plan nochmal durchgegangen. Im Büro alles auf „Null“ gebracht, bis Freitag noch gearbeitet und dann, dann sollte es endlich losgehen. Ein dreiviertel Jahr Vorbereitung. Was wird uns erwarten? Sind wir gut vorbereitet? Haben wir alles bedacht?

Ich will jetzt laufen!


Fazit der letzten Monate: „Ich packe meinen Koffer und nehme mit: fast nichts!“

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